Atemtherapie

Einer der wichtigsten Aspekte in der Schmerz- und Sporttherapie

Noch heute wird die Atmung und die Atemmuster bei den meisten Sportler*innen im Training, bei Therapeut*innen in der Behandlung und bei Menschen mit chronischen Schmerzen als wichtige Komponente unterschätzt oder wird es gar nicht berücksichtig. Dabei spielt gerade unsere Atmung eine entscheidende Rolle in der Grundstabilität und in der Grundenergieversorgung unseres Körpers. Ohne gutes Atemmuster gibt es keine gute Stabilität. Ohne Atmung gibt es keine Energieversorgung. 

Zunehmend gewinnt die Atemtherapie an Aufmerksamkeit. 

Die Atmung ist einer der Grundpfeiler der Kraft Reha, um Ihnen als Patient*in die bestmöglichste Therapie und Training anzubieten. 

Was ist Atemtherapie ?

Atemtherapie ist eine spezialisierte Form der Therapie, die Atemübungen und -techniken nutzt, um die Atemfunktion, körperliche Stabiliät und Balance zu verbessern, Stress abzubauen und die allgemeine Gesundheit zu fördern. 

Es gibt meiner Meinung nach drei Felder der Atemtherapie: 

1. Die angewandte Atemtherapie in der Physiotherapie, 

2. Atemübungen, die man weitläufig mit Yoga und Meditation in Verbindung setzt

3. Atemtherapie in der Sporttherapie 

Ich habe über die Jahre unterschiedliche Techniken zusammengeführt um diese 3 Felder nicht mehr als Einzelfelder, sondern als gemeinsames Therapiefeld zu nutzen und meinen Patient*innen noch besser helfen zu können.

Die Übungen in der Atemtherapie reichen von einfachen Atemtechniken, wie tiefem Ein- und Ausatmen, über das Erkennen und Verändern der eigenen Atemmuster, hin zur angewandte Atmung im Training, bis zur Wechselatmung (Nadi Shodhana) und verschiedenen anderen Formen des Pranayamas. Ziel der Atemtherapie ist es, die Lungenkapazität zu erhöhen, die Sauerstoffversorgung des Körpers zu verbessern, das Gleichgewicht des Nervensystems zu fördern und die Stabilität des Körpers zu erhöhen.

Atemtherapie zur Linderung von chronischen Schmerzen
young attractive woman in thread the needle pose, grey studio Sporttherapie mit Kraft Reha
Missverständnisse über Atemtherapie

Es gibt einige weitverbreitete Missverständnisse über Atemtherapie, die Ich hier klären möchten:

  1. Atemtherapie ist nur für Menschen mit Atemwegserkrankungen: Viele glauben, dass Atemtherapie nur für Personen mit Asthma, COPD oder anderen Atemwegserkrankungen geeignet ist. Tatsächlich kann Atemtherapie jedoch auch bei einer Vielzahl anderer Beschwerden helfen, einschließlich Stress, Angstzuständen, Schlafstörungen und chronischen Schmerzen.
  2. Atemtherapie ist einfaches Atmen: Ein weiteres Missverständnis ist, dass Atemtherapie nur aus einfachem Atmen besteht. In Wirklichkeit erfordert sie oft eine gezielte Technik und kann sehr spezifische Übungen umfassen, die unter Anleitung eines erfahrenen Therapeut*innen erlernt werden sollten. 
  3. Keine wissenschaftliche Grundlage: Manche Menschen sehen Atemtherapie als unbewiesen oder esoterisch an. In Wirklichkeit gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit der Atemtherapie bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen belegen.
Vorteile der Atemtherapie

Verbesserung der Atemfunktion

Eine der offensichtlichsten Vorteile der Atemtherapie ist die Verbesserung der Atemfunktion. Durch gezielte Übungen kann die Lungenkapazität erhöht und die Effizienz der Atmung verbessert werden. Es können dysfunktionelle Atemmuster erkannt werden und an diesen gearbeitet werden. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit Atemwegserkrankungen, kann aber auch für Sportler*innen und allgemein gesundheitsbewusste Personen von Vorteil sein.

 

Stressabbau und Entspannung

Atemtherapie kann dazu beitragen, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren, was zu einer tiefen Entspannung und einer Reduktion von Stress und Angst führt. Dies kann insbesondere für Menschen mit chronischen Schmerzen oder stressbedingten Beschwerden hilfreich sein.

 

Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit

Durch die Optimierung der Sauerstoffversorgung des Körpers kann Atemtherapie die körperliche Leistungsfähigkeit steigern. Dies ist besonders für Sportler*innen von Vorteil, die ihre Ausdauer und Erholung verbessern möchten.

 

Unterstützung bei der Schmerzbewältigung

Atemtherapie kann auch bei der Bewältigung von chronischen Schmerzen helfen. Durch die Förderung der Entspannung und die Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Gewebes können Schmerzen gelindert und das allgemeine Wohlbefinden gesteigert werden.

 

Wissenschaftliche Belege:

Das ist eine kleine Auswahl an Studien:

Eine Studie von Brown und Gerbarg (2005) zeigt, dass Atemtechniken wie Pranayama signifikante positive Effekte auf die mentale Gesundheit haben, einschließlich der Reduktion von Angst und Depression. 

Effects of 3 Weeks Yogic Breathing Practice on Ventilation and Running Economy

Breath hold effect on cardiovascular brain pulsations – A multimodal magnetic resonance encephalography study    

Kapalabhati pranayama: An answer to modern day polycystic ovarian syndrome and coexisting metabolic syndrome?

Autogenes Training junge Frau im lotussitz
Für wen ist die Atemtherapie geeigent ?

Atemtherapie kann für eine Vielzahl von Menschen von Vorteil sein, darunter:

• Menschen mit Atemwegserkrankungen: Personen mit Asthma, COPD oder anderen chronischen Atemwegserkrankungen können durch gezielte Atemübungen ihre Symptome lindern und ihre Lebensqualität verbessern.

• Menschen unter Stress: Wer unter chronischem Stress oder Angstzuständen leidet, kann durch Atemtherapie lernen, besser zu entspannen und die mentale Gesundheit zu fördern.

• Sportler*innen und aktive Menschen: Sportler*innen können durch gezielte Atemtechniken ihre Ausdauer verbessern und die Erholung beschleunigen, Ihre Stabilität und Leistung verbessern.

• Allgemein Interessierte: JedeR, der seine Atmung optimieren und von den gesundheitlichen Vorteilen einer verbesserten Sauerstoffversorgung profitieren möchte, kann Atemtherapie ausprobieren.

 

Nachteile der Atemtherapie

Trotz ihrer vielen Vorteile gibt es auch einige Nachteile und Einschränkungen der Atemtherapie, die beachtet werden sollten:

1. Erfordert Anleitung und Übung: Die korrekte Durchführung vieler Atemtechniken erfordert eine fachkundige Anleitung und regelmäßige Übung. Ohne professionelle Anleitung kann es schwierig sein, die Techniken korrekt zu erlernen und anzuwenden.

2. Nicht für alle geeignet: Personen mit bestimmten gesundheitlichen Problemen, wie schweren Herz- oder Lungenkrankheiten, sollten vor Beginn einer Atemtherapie ihren Arzt konsultieren, um sicherzustellen, dass die Übungen für sie sicher sind.

3. Zeitaufwand: Atemtherapie erfordert regelmäßige Praxis, um effektiv zu sein. Dies kann für Menschen mit einem vollen Terminkalender eine Herausforderung darstellen.

 

Beispiel einer nicht funktionellen Atmung

Studien haben gezeigt, dass Veränderungen der Zwerchfellmaße durch chronische Hyperinflation ausschließlich in der ZOA (Zone of Apposition) auftreten. Es wurde nachgewiesen, dass eine Kontraktion des Zwerchfells den Anteil, der dem Brustkorb anliegenden Oberfläche verringert³. Die Verringerung der physischen und physiologischen Symptome, die mit Hyperinflation, paradoxer Atmung und Überbeanspruchung der Atemhilfsmuskulatur einhergehen, erfordert eine Neupositionierung und ein erneutes Training des Zwerchfells für eine normale Aktivität in der Appositionszone.

Mithilfe der manuellen Technik kann man den Brustkorb und das Zwerchfell in eine Position bringen, in der die linke Zwerchfellkuppe wieder den richtigen mechanischen Vorteil hat, um sich effizient über die zentrale Sehne zusammenzuziehen, und in der die Kuppel beim Ausatmen ruhen kann, da keine tangentiale Kraft mehr zur Stabilisierung der Haltung erforderlich ist. 

Quellen zur ZOA

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